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Bildgestaltung

Die eigenen Bilder bewerten

Unter Bewerten verstehe ich, wie mir das Bild spontan gefällt, was daran "gut" ist und was "schlecht". Die eigenen Bilder bewerte ich zu verschiedenen Anlässen:

Welche Bilder archivieren?

Von allen Bildern, die ich fotografiere, hebe ich nur einen Teil auf. Ich lösche, was schlecht gestaltet ist, unscharf oder falsch belichtet. Fotografierte ich mehrere Varianten des gleichen Motivs, behalte ich nur die gelungenen.

Nach dem Fotografieren schaue ich das Bild auf dem Kameradisplay an. Gefällt es mir auf dem Display nicht, lösche ich es gleich mit der Kamera.

Zuhause übertrage ich die Bilder auf den Computer und schaue mir sie vergrößert mit dem RAW-Konverter an. Auszusortierende markiere ich zum Löschen und lösche sie anschließend von der Festplatte.

Früher legte ich Dia- und Negativstreifen auf's Leuchtpult, prüfte die Gestaltung und mit einer Lupe die Schärfe, schrieb ich die Nummern der Bilder auf, die ich scannen und rahmen würde. Die restlichen landeten im Papierkorb.

Besser fotografieren

Bewerte ich meine Bilder und überlege, wie ich das gleiche Motiv zukünftig besser fotografieren kann und setze das in die Praxis um, werden meine Bilder besser.

Erkenne ich, das Licht ist zu hart auf einem mit Blitzlicht beleuchteten Bild, hole ich mir den Ort in den Kopf und wie ich dort fotografierte. Vielleicht konnte ich nicht indirekt blitzen, da die Decke zu dunkel war und die weißen Wandflächen zu klein: Das nächste Mal werde ich einen großen Aufhellreflektor mitnehmen und diesen vorher aufbauen. Habe ich in einem ungünstigen Moment ausgelöst, nehme ich mir vor, das nächste Mal aufmerksamer zu sein. Ist zu viel auf dem Bild zu sehen, werde ich zukünftig versuchen, den Ausschnitt auf das Wesentliche zu beschränken und so weiter.

Archiv aussortieren

Es werden wiederholt Zeiten kommen, in denen ich mein Bildarchiv durchforste und aussortiere, was mir nicht mehr gefällt. Habe ich später das gleiche Motiv besser fotografiert, werde ich die früheren schlechteren Varianten löschen (wegwerfen). Mit der Zeit steigen meine Ansprüche und es sinkt die Akzeptanz. Was ich früher archivierte, würde/werde ich heute aussortieren.

Wie bewerten?

Wie soll ich meine Bilder bewerten? Andreas Feininger schreibt (Hervorhebungen im Original) [FeiningerGF]:

Geräusch, Geruch, Geschmack, Gefühl und fühlbare Eindrücke verbinden sich mit dem Sehen [...]. Stehen wir am Ozean, sehen wir Wasser, Sand und Himmel, wir hören den Wind und die Wellen, wir riechen den Tang, wir schmecken die salzige Gischt und wir fühlen das Donnern der Brandung. Kein Wunder daher, daß wir so oft von unseren Aufnahmen enttäuscht sind, die alle Wirkungen solcher Eindrücke vermissen lassen [..].

Als Fotograf habe ich diese Eindrücke zum Teil noch im Gehirn und ich erinnere mich an sie, betrachte ich das Bild. Es ruft in mir mehr Gefühle hervor als eines, das ein anderer fotografierte. Ich könnte nicht enttäuscht sein, wie Feininger schreibt, sondern das Bild besser bewerten als jemand, der nur das Foto sieht, aber nicht mit mir am Aufnahmeort war. Das trifft zu für Bilder mit Menschen, die mir etwas bedeuten.

Bewerte ich eines meiner Fotos, sollte ich versuchen, die mit dem Fotografieren verbundenen Erinnerungen abzuschwächen, das Bild weit weg davon zu betrachten, vielleicht, als ob es jemand anders fotografiert hätte. Betrachte ich ein Bild Monate später, löst es meist weniger Emotionen aus als kurz nach dem Fotografieren.

Wo stehe ich?

Es gibt den Spruch: "Unter den Blinden ist der einäugige König" (Die Quelle kenne ich nicht). Wie gut meine Bilder sind, weiß ich erst, wenn ich viele Bilder von den unterschiedlichsten Fotografen aus der ganzen Welt gesehen habe.

In den 1980er-Jahren stellte ich eine Diaschau zusammen. Im Vergleich mit denen, die ich bislang sah, war sie recht gut. Ich besuchte einen Wettbewerb (zum Glück nicht als Teilnehmer), ausgerichtet von der Firma Bässgen, Hersteller von Diaprojektor-Überblendsteuergeräten, und an dem Fotografen aus den verschiedensten Gegenden Deutschlands teilnahmen. Dort sah ich Diaschauen, die meiner hoch überlegen waren und ich wusste, dass ich mich verbessern konnte.

Wie besser fotografieren?

Eine Hilfe auf dem Weg, besser zu fotografieren ist, gute Bilder anderer Fotografen anzuschauen in Bildbänden, Zeitschriften, Zeitungen, World Wide Web, Ausstellungen — überall wo Bilder öffentlich zur Schau gestellt werden. Gerne betrachte ich Bilder mit Motiven, die ich auch fotografiere. Gefällt mir ein Bild, frage ich: Warum? Welches Licht beleuchtete das Motiv? Welchen Standort wählte der Fotograf? ...

Bei meinen weniger guten Bilder frage ich anders herum: Warum ist das Bild nicht so gut? Welches Licht wäre besser, welcher Standort? Was fehlt? ...

Ich profitiere von Vorbildern, deren Qualitätsmerkmale ich abstrahieren kann, zum Weiterentwickeln und Verbessern meines Stils.

Elmar Baumann, 05.01.2006.

Letzte Bearbeitung: 24.12.2008.