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Graufilter-Simulation (ND-Filter, Live ND)

Bei der Graufilter-Simulation fotografiert die Kamera mehrere Bilder schnell hintereinander und verrechnet sie zu einem Einzelbild, das aussieht, wie mit einer längeren Verschlusszeit aufgenommen. Live bedeutet, ich sehe das Ergebnis schon auf dem LC-Display oder im Sucher, bevor ich den Auslöser betätige und kann Verschlusszeit und Filterstärke anpassen. ND ist die englische Abkürzung für Neutral Density (filter), meint also Graufilter.

Bei Tag ist es so hell, dass die Kamera keine langen Belichtungszeiten im Bereich von einer Sekunde und mehr erzielt. Mit langen Verschlusszeiten will ich Bewegtes verschwimmen lassen. Ein Graufilter – Grau verändert nicht die Farben – reduziere ich das Licht, welches in die Kamera fällt und verlängere die erforderliche Verschlusszeit für die gleiche Belichtung bei gleicher Blende. Es ergibt Sinn, Graufilter auch dann einzusetzen, wenn eine kleine Blende eine ausreichend lange Verschlusszeit bewirken würde, jedoch die Beugung die Bildschärfe verschlechtert (bei kleinen Blenden ist die Beugung größer). Oder ich möchte lieber eine geringere Schärfentiefe (kleinere Blenden vergrößern die Schärfentiefe).

Die Belichtung wird so eingestellt, dass das Einzelbild richtig belichtet ist, beispielsweise 1/30 Sekunde und Blende 8. Die Stärke der Filtersimulation ist begrenzt, beispielsweise maximal ND 32, was 5 Blendenstufen bedeutet oder die 32-fache Verschlusszeit (25 = 32). Jedes Einzelbild wird mit 1/30 Sekunde fotografiert, das Ergebnis ähnelt einer um 5 Lichtwerte längeren Verschlusszeit von 1 Sekunde (1/30 → 1/15 → 1/8 → 1/4 → 1/2 → 1).

Live ND ist eine automatische Bildbearbeitung, bei der kürzer belichtete Einzelbilder zusammengefügt werden. Alles, was sich bewegt, ändert in den Einzelbildern seinen Ort. In der Kombination ähnelt das Ergebnis einer Aufnahme mit einem physikalischen Graufilter.

Als Motiv kommt insbesondere schnell fließendes Wasser in Frage, bei Wasserfällen, Abflüssen, Springbrunnen. Oder ich bewege die Kamera absichtlich während der Aufnahme und erhalte abstrakte Bilder. Eine weitere Möglichkeit ist, während der Aufnahme zu zoomen.

Live ND ersetzt keinen Graufilter, da es das Licht nicht abschwächt. Bei Videoaufnahmen kann ich so die Blende nicht größer einstellen, wie bei echten Graufiltern. Diese haben keine Begrenzung. Ein ND 10-Filter mit 1.024-facher Verlängerung (210 = 1.024) ist leicht zu erhalten. Ich kann mehrere Graufilter hintereinanderschalten und potenziere so den Effekt. Das Ergebnis der Berechnung könnte nicht so gefällig sein wie bei echter Langzeitbelichtung. Habe ich jedoch keinen Graufilter dabei, ist diese Funktion eine schöne Option.

Elmar Baumann, 18.09.2022.