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Tipps für den Anfang

Wähle eine ausreichend kleine Blende

Ziel: Scharfes Bild.

Die Blende sollte so groß sein, dass die Schärfentiefe (genau) das wichtige erfasst, nicht größer und nicht kleiner.

Negative Auswirkungen zu großer Blenden

Ist die Blende nicht ausreichend klein, reicht die Schärfe nicht tief genug. Das Motiv ist nur teilweise scharf, bei einem Porträt vielleicht nur die Nase, nicht aber die Augen. Was scharf sein sollte, ist unscharf. Die größten Blenden (zum Beispiel 1,4 oder 2) vieler Objektive erzeugen weniger scharfe Bilder, als wenn sie zwei Stufen geschlossen sind (zum Beispiel 2,8 oder 4). Das gilt nicht für hochwertige Objektive, die bereits ab der größten Blende eine hohe Abbildungsqualität haben.

Negative Auswirkungen zu kleiner Blenden

Die Blende sollte auch nicht zu klein werden – kleiner als etwa 11 bei Vollformat, zum Beispiel 16 oder 22, sonst wird das Bild unscharf durch Beugung. Außerdem verlängert sich die Verschlusszeit und das Bild wird unscharf durch Verwackeln. Bei Kameras mit kleineren Sensoren führen zusehends größere Blenden (kleinere Blendenzahlen) aufgrund der Beugung zu einer schlechteren Allgemeinschärfe. Der Artikel "Ab welcher Blende wird das Bild unschärfer wegen der Beugung?" geht näher darauf ein und verlinkt eine Tabelle mit den Grenzblenden.

Kompromiss

Oft ist ein Kompromiss notwendig: Manchmal benötige ich kleinere Blenden als jene mit der besten Abbildungsqualität, damit die Schärfentiefe ausreicht oder größere, damit der Hintergrund verschwimmt und nehme die schlechtere Abbildungsqualität in Kauf.

Fotografiere ich bei wenig Licht ohne Stativ oder schnell bewegtes, lasse ich die Blende weiter offen und die Schärfentiefe ist geringer, als ich will, sonst würde durch Verwackeln das ganze Bild unscharf oder das Motiv verwischt.

Wie verändere ich die Blende?

Bei manueller Belichtungssteuerung stelle ich die Blende direkt ein, ebenso bei der Zeitautomatik.

Bei der Blendenautomatik verstelle ich die Verschlusszeit, bis die Blende passt.

Bei einer "Shift"-Programmautomatik verschiebe ich die Verschlusszeiten-/Blendenwerte, bis die Blende passt.

Hat die Kamera mehrere Programmautomatiken, kann ich ein passendes Programm auswählen, zum Beispiel ein Sportprogramm für größere Blenden und ein Landschaftsprogramm für kleinere.

Praxisbeispiel

Die beiden Bilder, die ich kürzlich während eines Spaziergangs fotografierte, sollen verdeutlichen: Wähle eine Blende für die die gewünschte Schärfentiefe.

Abbildung: Geringe Schärfentiefe. Dieses Bild fotografierte ich mit einem 50 mm Makroobjektiv (∼ 75 mm bei Kleinbild) und Blende 5,6, sodass der Hintergrund unscharf ist.

Abbildung: Große Schärfentiefe. Für dieses Foto benutzte ich 11 mm Brennweite (∼ 17 mm bei Kleinbild) und Blende 16 für Schärfentiefe vom Vorder- bis zum Hintergrund. Zwar ist bei Blende 16 die Allgemeinschärfe weniger gut als bei Blende 11 oder 8, jedoch ist die durchgehende Schärfe wichtiger.

Anmerkung (26.04.2019)

Dieser Artikel ist kein Aufruf zum Verzicht auf große Blenden. Es soll die passende eingestellt werden, jene, die ein Bild ergibt, das ich im Sinn habe.

Aktuell (2018, Anfang 2019) scheint beinahe ein Hype um Objektive mit hohen Lichtstärken zu bestehen. Viele der Fotos finde ich gelungen, vor allem Porträts, die bei Vollformatkameras mit den Blenden 2 oder 1,4 aufgenommen wurden, da der Hintergrund in einer Wattewolke verschwimmt und so die Aufmerksamkeit automatisch auf das Hauptmotiv gelenkt wird. Es scheint "aus dem Bild zu ploppen".

Abgesehen von den gelungenen Fotos sah ich viele Beispiele, wo für mein Gefühl die große Blende ein Fehler war. Ein genaues Fokussieren auf die Augen ist notwendig, außer der Blick soll absichtlich auf Anderes gelenkt werden. Bei mehreren Fotos waren nur die Augenbrauen scharf. Die Schärfentiefe einer Blende 1,4 oder 2 reicht bei Vollformat-Sensoren nicht von der Augenbraue bis zum Augapfel, wenn das Gesicht das Bild vollständig ausfüllt, der Abbildungsmaßstab relativ groß ist. Ich sah Gesichter, schräg aufgenommen, bei denen lediglich ein Auge scharf war, das andere unscharf, ohne dass dies die Bildwirkung steigerte, sondern es sah für mich wie ein Fehler aus.

Für Ganzkörperaufnahmen, das heißt kleineren Abbildungsmaßstäben, sind bei Vollformat Blenden um 2 eine gute Wahl zum Trennen des Motivs vom Hintergrund. Ebensogut könnte ich entscheiden, eine kleine Blende ist die bessere Wahl, da der Hintergrund die Gestaltung oder die Bildaussage verbessert, da die Umgebung ein wichtiger Bestandteil der Porträtierten ist.

Elmar Baumann, 25.12.2005

Letzte Bearbeitung: 26.04.2019.

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