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4.1 Schwarzweißfilme

4.1.6 Farbempfindlichkeit (spektrale Empfindlichkeit)

Auf Schwarzweißfotos besteht das Motiv aus Schwarz, Weiß und verschiedenen Grautönen. Sollen gleichhelle Objekte von unterschiedlicher Farbe auseinandergehalten werden, sollte jede Farbe ein anderes Grau sein.

Sensibilisieren

Die lichtempfindlichen Stoffe des Films, die Silberhalogenide, sind nur für blaues bis blaugrünes Licht empfindlich. Gelbes, grünes und rotes Licht würde unsensibilisierte Filme nicht belichten. Wo das Motiv gelb, grün oder rot ist, wären die Bildstellen schwarz. Fotografierte der Fotograf damit einen roten Apfel vor grünem Hintergrund, erhielte er lediglich ein schwarzes Bild, abgesehen von weißen Lichtreflexen auf Apfel und Hintergrund.

Die Filme werden für andere Farben empfindlich gemacht, mit Sensibilatoren sensibilisiert. Das sind Farbstoffe, die der Emulsion beigemischt werden.

Es gibt drei unterschiedlich sensibilisierte Filme: Orthochromatisch, panchromatisch und infrarot.

Orthochromatische Filme

Orthochromatische Filme sind für die Farben Blau, Grün und Orange empfindlich. Rot wird schwarz wiedergegeben. Sie werden gerne zur Reproduktion von Strichvorlagen benutzt (zum Beispiel Texte) wegen ihrer steilen Gradation und hohen Maximaldichte und können in der Dunkelkammer bei eingeschaltetem Rotlicht entwickelt werden.

Panchromatische Filme

Panchromatische Filme sind für alle Farben empfindlich. Sie sind die "Standardfilme" der Schwarzweißfotografen und müssen in völliger Dunkelheit entwickelt werden. Das Ergebnis kann während der Entwicklung nicht kontrolliert werden.

Infrarotfilme

Infrarotfilme sind empfindlich für das uns unsichtbare Infrarotlicht zwischen 700 nm und 900 nm (1 nm = 1 Nanometer = 1 Milliardstel Meter). Sie werden gerne kreativ eingesetzt, da sie alles ungewohnt wiedergeben. Grünbelaubte Bäume erscheinen weiß, wie mit Eiskristallen überzogen und der Himmel schwarz. Fernsichten sind wesentlich klarer als mit herkömmlichen Filmen. Sie durchdringen leichten Nebel.

Man sollte für Schwarzweiß-Infrarotaufnahmen ein starkes Rotfilter oder spezielles Infrarotfilter vor's Objektiv setzen. Dies absorbiert viel Licht, die Belichtungszeiten werden lang (Stativ).

Die Belichtungszeiten hängen davon ab, wieviel infrarotes Licht das Motiv reflektiert. Ein Belichtungsmesser ermittelt keine genauen Werte, er ist unempfindlich für Infrarot. Man stützt sich auf Erfahrungswerte. Am besten fotografiert man vom gleichen Motiv mehrere Aufnahmen mit vom Schätzwert abweichenden Belichtungszeiten. Hilfreich dürften Informationen vom Filmhersteller sein.

Die Entfernung wird auf eine spezielle Markierung eingestellt, dem Infrarotindex. Das ist ein zusätzlicher Strich am Objektiv, meist rot und mit einem großen R gekennzeichnet.

Kurve der spektralen Empfindlichkeit

Abbildung 4.6 zeigt die Farbempfindlichkeit eines panchromatischen Schwarzweißfilms. Die Kurve hat einen deutlichen Tiefpunkt nahe der Wellenlänge 500 Nanometer bei Blaugrün und fällt ab 650 Nanometer nach Rot (um 700 nm) hin stark ab. Ist im Motiv Blaugrün genauso hell wie Grün, erscheint es auf dem Foto nicht genauso hell, sondern dunkler.

Abbildung 4.6: Spektrale Empfindlichkeit eines Schwarzweißfilms. Der Schwarzweißfilm (hier Agfapan APX 25 Professional) ist nicht für die meisten Farben gleich empfindlich. Blau wird heller wiedergegeben als Rot. Einige Farben sind gleich hell (zum Beispiel 490 nm und 650 nm).

Die Kurve zeigt: Verschiedene Farben werden nicht verschieden grau wiedergegeben, der Film ist für mehrere Wellenlängen gleich empfindlich. Eine rote Rose vor grünem Hintergrund erscheint Dunkelgrau vor Dunkelgrau.

Benutzt der Schwarzweißfotograf Farbfilter, beispielsweise Rotfilter, wird das vermieden. Farbfilter geben Motivfarben heller oder dunkler wieder: Die Filterfarbe erscheint heller, die Komplementärfarbe dunkler. Mit einem Rotfilter erscheint die rote Rose fast weiß, der grüne Hintergrund dunkel.

Elmar Baumann, Januar 1996.

Letzte Bearbeitung: November 2005.