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Kommentare (Essays)

Wechsel zur Digitalfotografie

1981 kaufte ich meine erste Kleinbild-Spiegelreflexkamera. Mit ihr fotografierte ich bis Ende Mai 2005. Seitdem habe ich eine digitale Spiegelreflexkamera.

2002 kaufte ich eine Digital-Sucherkamera. Ihre Bilder waren technisch gut, aber sie lag die meiste Zeit unbenutzt herum. Was mir am meisten missfiel, war die schlechte Bildkontrolle. Ich will meine Bilder gestalten und benötige dazu ein detailreiches Bild, das LC-Display löste zu grob auf. Nach dem Einschalten musste ich zwei Sekunden warten, bis ich fotografieren konnte. Der Autofokus brauchte zum Scharfstellen so lange, dass ich kaum Schnappschüsse und schnell Bewegtes fotografieren konnte. Die Akkus hielten nicht lange, die Bedienung war umständlich.

Eine digitale Spiegelreflexkamera, deren Eigenschaften mir zusagten, war Mitte 2005 mit Objektiv nicht teurer als damals die Digital-Sucherkamera. Ich kaufte sie als Ersatz.

Gleich am ersten Tag wusste ich, sie wird mehr sein als ein Ersatz. Das Sucherbild ist nicht so gut wie das meiner Kleinbildkamera, aber viel brillanter und detailreicher als ein LC-Display. Verschlusszeit und Blende werden über zwei separate Räder am Handgriff verstellt und nicht über eine Wipptaste auf der Rückseite. Ich konnte die Kamera ohne Lesen der Bedienungsanleitung gezielt einsetzen (ich las sie trotzdem). Nach dem Einschalten kann ich sofort damit fotografieren, ohne warten zu müssen. Der Autofokus ist schnell, der Akku hält lange.

Es dauerte keine zwei Monate und ich hatte mir ein Makro- und ein lichtstarkes "Porträt-Brennweiten"-Objektiv gekauft.

Die Bildqualität genügt mir. Ich bevorzuge einen Fotoapparat wegen des Mehrwerts, erfüllt er folgende Voraussetzungen: Für den zugedachten Einsatz geeignet, gute Handhabung und akzeptable Bildqualität.

Am meisten freut mich, dass ich die Bilder sofort habe. Vorher war es so: Ich suchte einen Händler, der Filme günstig anbot, bestellte dort einige und legte sie, angekommen bei mir, in die Gefriertruhe. Zwei Stunden vor dem Fotografieren holte ich einen Film aus der Gefriertruhe, damit er so warm war wie die Umgebung, packte ihn aus, legte ihn in die Kamera ein und fotografierte. Nach dem Fotografieren gab ich ihn in der 20 km entfernten Stadt ab, in der ich täglich arbeite. Dort musste ich durchsetzen, Negativfilme nur entwickeln zu lassen ohne Vergrößerungen und Indexprint. Den entwickelten Film holte ich nach ein bis zwei Tagen ab. Anschließend scannte ich die Bilder ein. Dias schnitt, rahmte und beschriftete ich. Zuletzt schob ich Negative in Hüllen, beschriftete und vermerkte sie auf der Indexseite des Archivordners. Dias legte ich in Archivkassetten, diese in Boxen.

In der Summe war das eine Menge Arbeit. Vom ersten kreativen Prozess – dem Fotografieren – bis zum Lohn dafür – die Bilder – dauerte es zwei Tage und länger: Ein Film hat mehr Bilder, als ich während eines Tages fotografierte. Ich belichtete den Rest in den folgenden Tagen. Bilder, die ich Samstags fotografierte, hatte ich frühestens am Dienstag. Das Einscannen dauerte pro Film einen Feierabend. Kurz: Es war aufwändig und ich hatte weniger Zeit zum Fotografieren und Bearbeiten der Bilder. Heute sehe ich ein attraktives Motiv, fotografiere ein paar Bilder davon, kann sie gleich am Computer betrachten und ausdrucken.

Ich kann Fehler sofort korrigieren. Histogramm und Spitzlichteranzeige zeigen mir Fehlbelichtungen unmittelbar nach der Aufnahme. Grobe Gestaltungsfehler sehe ich vor Ort und korrigiere sie.

Ich kann flexibel mit Licht gestalten, zum Beispiel in einem Raum auf ISO 1600 schalten und seine Stimmung einfangen. Gehe ich anschließend ins Tageslicht, stelle ich wieder eine niedrige ISO-Zahl ein. Wie ein zusätzlicher Aufhellblitz wirkt, sehe ich ungefähr auf dem Display, korrigiere Stärke und Richtung so lange, bis das Ergebnis in etwa passt. Misslungene Aufnahmen lösche ich sofort.

Nikon D70

Fazit

Es ließen sich weitere Vorteile der Digitalfotografie aufzählen, etwa die EXIF-Daten in den Bildern, die mir bei der Bildanalyse helfen, zum Beispiel die Blendenzahl, wenn die Schärfentiefe zu gering ist. In der Hauptsache gefällt mir die Digitalfotografie mit der richtigen Kamera wegen der schnellen Belohnung, dem zusätzlichen kreativen Prozess während des Fotografierens, der gesparten Zeit und Energie. Ich habe die Bilder sofort, kann sie auf dem Display kontrollieren, anschließend verbessern, muss sie nicht entwickeln lassen und scannen.

Für alle Fälle hebe ich meine Analoge auf, sie wird noch lange funktionieren.

Elmar Baumann, 17.08.2005.

Letzte Bearbeitung: 24.03.2006.