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Kommentare (Essays)

Sonnenfinsternis 20.03.2015 projiziert

Keine Wolke trübte heute den Himmel über Würzburg. Das bedeutete freie Sicht auf den gesamten Verlauf der partiellen Sonnenfinsternis. Durch ein Fernglas, vor das ich eine Folie hielt, die das Sonnenlicht auf 1/100.000‑stel abschwächte, konnte ich in 8-facher Größe beobachten, wie sich der Mond nach und nach vor die Sonne schob, bis sie nur noch eine Sichel war. Auch ohne Fernglas war das deutlich zu erkennen.

Habe ich keine solche Folie, kann ich eine Sonnenfinsternis beobachten, ohne mein Augenlicht zu riskieren, wenn ich einen Schatten erzeuge, in den ein kleines Loch die Sonne projiziert. Im Abschnitt "Die Camera obscura (Lochkamera)" des mittlerweile in Teilen antiquierten Fotobuchs schrieb ich:

Vor mehr als zweitausend Jahren entdeckte der griechische Philosoph Aristoteles (384-322 v. Chr.) während einer Sonnenfinsternis in einem Baumschatten das mehrfache Abbild der Sonne. Er folgerte, es entstehe durch die Lücken, durch kleine "Löcher" im Blattwerk des Baumes.

Das probierte ich heute aus und warf auf den Boden meines Büros mit beiden Händen einen Schatten. Ich überkreuzte die Hände so, dass die Finger senkrecht übereinander lagen. Dann spreizte ich diese, bis sie kleine Löcher bildeten. Jedes Loch erzeugte ein Abbild der durch den Mond abgeschatteten Sonne – eine Sonnensichel. Durch die Entfernung meiner Hände von etwa 1,50 Meter zum Boden waren die Sonnenbilder etwa so groß, wie sie ein 1500 mm-Objektiv erzeugt – größer als bei üblichen "Schuhkarton-Lochkameras". Meine Mitarbeiterin war so freundlich und fotografierte das Schauspiel mit ihrem Smartphone.

Abbildung: Sonnenfinsternis abgebildet durch eine "Fingerlochkamera". Wie üblich bei einer Lochkamera sind die beiden Bilder seitenverkehrt und kopfstehend. Die Struktur ist im Fußboden. Da die Hände nicht exakt parallel zum Boden waren, sind die Sonnenbilder verzerrt (oval statt kreisförmig).

Elmar Baumann, 20.03.2015.