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Hohe Kontraste reduzieren

Hohe Kontraste reduzieren: Auf Ebenenmaske zeichnen (Digital Blending)

Habe ich ein Dreibeinstativ und der Motivkontrast ist höher, als der Sensor aufzeichnen kann, fotografiere ich eine Belichtungsreihe und kombiniere anschließend in der Bildbearbeitung zwei oder mehrere Bilder zu einem Bild mit geringerem Kontrast. Das Motiv darf sich nicht bewegen, die Blende bleibt gleich (gleiche Schärfentiefe auf allen Bildern), die Zeit variiert.

Abbildung: Belichtungsreihe eines Motivs mit hohem Helligkeitskontrast. Das dunkelste Bild belichtete ich auf einen hellen Himmelsfleck, das hellste auf die weiße Hauswand (mit dem Spotbelichtungsmesser der Kamera). Dazwischen unterscheidet sich die Belichtung um jeweils einen Lichtwert (halbe/doppelte Verschlusszeit).

Prinzip

Über ein helles Bild wird in einer neuen Ebene ein dunkles gelegt. Eine Ebenenmaske beim dunklen Bild deckt dessen zu dunkle Bildbereiche ab. Durch diese scheinen die gleichen helleren Bereiche des (helleren) Bilds darunter.

Dies ist eine Digital Blending-Technik: Es werden (mindestens) zwei Bilder gleichzeitig angezeigt, die dunklen Bereiche des einen dominieren und die hellen des anderen. Vermutlich kommt der Begriff aus der analogen Überblend-Diaprojektion mit zwei und mehr Diaprojektoren: Während das gezeigte Bild fortlaufend dunkler wird und das folgende im Gegenzug heller erscheint, entsteht ein Bild aus beiden, das sogenannte Dritte Bild. Während der Überblendung erscheinen die hellen Bereiche des eingeblendeten Dias kontinuierlich heller in den dunklen des ausgeblendeten.

Beispiel

Aus der Belichtungsreihe wähle ich als helles Bild die Nummer 3, als dunkles Nummer 6. Nummer 1 und 2 sind zu hell, würden unnatürlich wirken und Nummer 6 hat den schönsten Himmel. Ich kopiere in das helle Bild (3) das dunkle (6) und füge dort eine Ebenenmaske hinzu, die vom dunklen Bild alles verdeckt (schwarze Ebenenmaske). Anschließend ist nur das darunter liegende helle zu sehen.

Abbildung: Dunkles Bild kopiert über helles. Die Ebenenmaske blendet vorerst das dunkle Bild vollständig aus.

Ich selektiere die Ebenenmaske (in der Ebenenpalette ein Mausklick auf die Ebenenmaske) und wähle einen weichen Pinsel (unscharfe Ränder) in der Farbe Weiß. Mit dem weißen Pinsel male ich über die hellen Bereiche (den Himmel). So werden die hellen Flächen des darüberliegenden dunklen Bilds sichtbar und überdecken das darunter liegende helle Bild.

Für das Arbeiten am Bild vergrößere ich es auf den ganzen Bildschirm (Photoshop: Fenster auf Vollbild = mittlere der drei Schaltflächen in der Titelzeile links neben der Schließen-Schaltfläche, einmal Tab und zweimal F drücken). In der 100%-Ansicht (1 Bildpixel ist ein Bildschirmpixel) male ich mit einem großen Pinsel zuerst über große Flächen (Photoshop: . [ö] vergrößert, , [#] verkleinert den Pinsel). Mit der Hand verschiebe ich das Bild (Photoshop: Leer erzeugt Hand, anschließend mit Maus verschieben).

An den Rändern von Dunkel nach Hell verkleinere ich wiederholt den Pinsel. Sind diese problematisch, vergrößere ich das Bild auf mehr als 100% (Photoshop: Strg+Leer, anschließend mit der Maus einen Rahmen ziehen, Strg+Alt+0 verkleinert wieder auf 100%).

Habe ich ungenau gearbeitet, bilden sich helle Lichtsäume oder dunkle Ränder. Diese übermale ich mit dem Pinsel in entgegengesetzter Farbe (Schwarz statt Weiß).

Soll eine Fläche nicht ganz so hell oder dunkel erscheinen, wähle ich für den Pinsel Grau. Die Helligkeit des Graus finde ich durch Probieren. Auch an den Übergängen von Dunkel nach Hell kann Grau sinnvoll sein.

Abbildung: Übermalte Ebenenmaske. Die weißen Anteile der Ebenenmaske geben Teile des oberen Bilds frei, hier den Himmel. Dieser überdeckt den darunter liegenden zu hellen Himmel.

Abbildung: Das Resultat.

Zwei Alternativen zu einer Belichtungsreihe

Die gleiche Technik wende ich an bei Bildern, die zwar überall Zeichnung haben, aber deren Kontrast zu groß ist. In diesem Fall dupliziere ich das Bild (Ebenenkopie), füge der Kopie eine weiße oder schwarze Ebenenmaske hinzu und lasse die Bereiche abgedeckt (schwarz), die nicht verändert werden sollen, wähle anschließend die Kopie und helle dort mit dem Gradationskurven-Werkzeug die nicht von der Ebenenmaske abgedeckten Bereiche auf oder dunkle sie ab.

Sind in der RAW-Datei genügend Informationen, kann ich sie zweimal konvertieren: Ein hell belichtetes Bild und ein dunkel belichtetes, die ich beide kombiniere, wie hier beschrieben.

Elmar Baumann, 25.08.2006